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Finnland ist ein kleines, junges und lutheranisches Land, und damit gibt es recht wenig Prunk in den Regierungsgebäuden. Aber es ist die höchste Ehre und Traum vieler Finnen eines Tages zur traditionellen Unabhängigkeitsfeier in den Präsidentenpalais eingeladen zu werden, wo der Präsident die Hände von hunderten sorgfältig ausgesuchter Gäste schüttelt. Zum 100. Geburtstag des Landes gab es nun eine selten angebotene andere Möglichkeit in den Präsidentenpalais zu blicken (wenn auch ohne das Händeschütteln), als das Haus vor ein paar Wochen für einige Tage der Öffentlichkeit die Türen öffnete. Und natürlich wollten sich viele die Gelegenheit nicht entgehen lassen, durchschnittliche Wartezeit um in den Palast zu kommen war 2 Stunden. Wir schafften es allerdings sogar in einer Stunde und 50 Minuten am Samstag, kurz bevor die Türen geschlossen wurden.

Der Präsidentenpalais ist eine der offiziellen Residenzen des finnischen Präsidenten, und befindet sich in bester Lage mitten im Stadtzentrum, den Marktplatz überblickend. Das Haus wurde 1816 von einem Kaufmann als sein Domizil erbaut. Danach wurde es allerdings schnell in die Residenz des Generalgouverneurs von Finnland umgewandelt und kurze Zeit später entschied Nicholas I, dass es die offizielle Residenz des russischen Zaren in Helsinki werden sollte. Die Umbauarbeiten wurden vom berühmten Architekten Engel (der einen Großteil von Helsinkis schöneren Gebäuden erbaute) im Neoklassizistischen Stil ausgeführt.

Zu Beginn stand das Haus die meiste Zeit über leer, und wurde nur bei gelegentlichen Besuchen der Zarenfamilie genutzt. Im und nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Palast immer wieder für andere Dinge genutzt, unter anderem als Lazarett, bevor er für die Ankunft des auserwählten finnischen Königs vorbereitet wurde. Der zukünftige König war jedoch Deutscher, und angesichts der politischen Situation entschied er, dass es das Beste wäre dem finnischen Thron abzudanken. 1919 wurde der Palast schließlich zur offiziellen Residenz des finnischen Präsidenten. Heutzutage lebt auch dieser in einer ruhigeren Gegend von Helsinki und der Palast dient hauptsächlich Staatsempfängen.

Ich habe nicht viel Ahnung von Architektur oder Kunst, deshalb kann ich leider kein qualifiziertes Urteil über die Einrichtung des Palais abgeben, aber für mich sah es nach einer recht seltsamen Mischung aus: Der Eingangsbereich schien ein neuerer Anbau zu sein, der die hässlichste Zimmerdecke hat, die ich seit langem gesehen habe – es sah in etwa so aus, als wäre ein Linoleumboden an der Decke verlegt worden, in einer schwer zu beschreibenden Farbe die den Raum stark verdunkelte. Dahinter lagen dann die Art von Räumen, die man von einem Palast erwarten würde.  Verglichen mit den Herrenhäusern in Großbritannien war alles neuer und sah weniger persönlich und bewohnt aus. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass die Marmorwände nicht aus Marmor, sondern nur entsprechend bemalt waren. Es hingen überall teuer aussehende Leuchter, aber gab nicht viel andere Möblierung. Ein paar Gemälde hier und da, einige Stühle und kleine Sofas, aber im großen und ganzen sah es eher leer aus. Es war mit Sicherheit der protestantisch-kärgste Palast, den ich je gesehen habe.

Was ich recht reizend fand, war eine Portraitgallerie der First Ladies (und ein First Gentleman) im Obergeschoss des Atriums. Mir fielen dagegen nirgends Portraits der Präsidenten selbst auf (wobei man dazu sagen sollte, dass ich furchtbar blind sein kann, wenn es um Gemälde geht), was das ganze noch sonderbarer machte. Leider sind meine Fotos nicht so gut, wie ich das gerne hätte hier auf dem Blog, denn es waren viele Leute im Haus und ich konnte nicht lange warten bis alles menschenleer war. Aber die Bilder zeigen immerhin ein bisschen wie es aussieht im Inneren des Präsidentenpalais.

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