Einer der kurioseren (inoffiziellen) Feiertage in Finnland ist der Siebenschläfertag, welcher hier ganz anders als in Süddeutschland begangen wird. In Süddeutschland feiert man diesen Tag am 27. Juni, und anders als ich immer dachte hat der Tag nichts mit den niedlichen Tierchen zu tun, sondern mit einer christlichen Legende, nämlich den sieben Schläfern von Ephesus. Der Legende zu Folge hatten diese sieben jungen Christen zur Zeit der Christenverfolgung um das Jahr 250 herum in einer Berghöhle nahe Ephesus Zuflucht gesucht. Dort schliefen sie ein (eingemauert oder nicht, darüber ist man sich anscheinend nicht so ganz einig) und wachten fast 200 Jahre später wieder auf, als die Christen ihren Glauben frei ausüben durften. Geholfen hat es ihnen anscheinend nicht viel, da sie trotzdem kurz darauf starben.
In Süddeutschland soll der Siebenschläfertag einer alten Bauernregel nach das Wetter für die kommenden sieben Wochen vorhersagen. Und tatsächlich ist auch etwas Wahres dran, wenn auch nicht für ganze 7 Wochen. Da sich die Großwetterlage in Süddeutschland Anfang Juli meist relativ stabil verhält, sind die Vorhersagen des Siebenschläfertages 60-80% korrekt – vor allem, wenn man ihn am eigentlichen Datum, dem 7. Juli, begeht. Der Tag wird nämlich wegen der gregorianischen Kalenderreform heutzutage am “falschen” Datum begangen.
So, nun aber zur finnischen Version: Diese wird erst einen Monat später, am 27. Juli gefeiert und heißt hier “Schlafmützentag” (Unikeonpäivä). Derjenige, der an diesem Tag im Haus am längsten schläft ist die “Schlafmütze” und wird unsanft mit Wasser geweckt. Wer einen See oder das Meer in der Nähe hat, der wird einfach dort hineingeworfen, den anderen wird das Wasser eben direkt im Bett übergegossen. Diese Tradition gibt es schon seit dem Mittelalter, die ersten schriftlichen Aufzeichnungen darüber sind aus dem Jahr 1652. Damals brachte der Titel “Schlafmütze des Tages” noch weiteres Stigma mit sich: Es wurde geglaubt, dass diese Person im kommenden Jahr faul und unproduktiv sein werde.
In Naantali (klingt wie ein nepaleseisches Gericht, ist aber eine finnische Stadt in der Nähe vonTurku) gibt es größere Feierlichkeiten an diesem Tag, die schon ab 5.30 morgens beginnen. Mit Musik und einer Prozession von Menschen in Schlafanzügen und Morgenmänteln, bewaffnet mit allerlei lärmproduzierenden Percussioninstrumenten und Küchenutensilien wird ab 6 Uhr die Stadt aufgeweckt. Traditionell wird dann um 7 Uhr morgens eine prominente Schlafmütze ins Hafenbecken geworfen. Wer das ist bleibt bis zum Schluss ein großes Geheimnis: Das Opfer wird von früheren Schlafmützen in Bettlaken eingewickelt und auf einer Bahre zum Hafen getragen, und erst wenn die Schlafmütze von der Bahre ins Wasser fällt, beziehungsweise wieder daraus auftaucht, kann man erkennen um wen es sich handelt. Meistens ist es jemand, der sich um die Stadt verdient gemacht hat, so wie zum Beispiel jeder Bürgermeister von Naantali mindestens einmal baden geht. Aber auch Künstler, Wirtschaftsbosse und der Ehemann der früheren Präsidentin Tarja Halonen hatten schon die Ehre. Danach gibt es dann den ganzen Tag Veranstaltungen, wer also in der Nähe ist sollte durchaus mal vorbeischauen. Ein Video der Feierlichkeiten gibt es zum Beispiel hier.
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Naantalin Matkailu Oy, kuvaaja Esko Keski-Oja, www.naantalinmatkailu.fi