Wusstet ihr schon, dass die größte Sauna der Welt sich in Deutschland befindet? Sie liegt in Sinsheim und es ist dort Platz für etwa 150 Leute. Ich vermute, dies ist so etwas wie ein Affront gegen den Stolz der Finnen auf ihre Saunakultur, und so beschloss der Vapaateekkarit Verein der Aalto Universität dies zu ändern. Für die Woche vor Vappu (dem ersten Mai, einer der wichtigsten Feiertage in Finnland, besonders für Studenten. Für die ist er sogar so wichtig, dass sie normalerweise schon ein paar Wochen früher zu feiern anfangen) bauten sie auf dem Universitätscampus in Espoo eine riesengroße Sauna auf. Und diese konnte sogar die doppelte Menge an Besuchern aufnehmen wie der Rekordhalter in Sinsheim, obwohl sie leider nur für eine Woche geöffnet war. In dieser Woche aber war die Sauna 24 Stunden am Tag offen und Eintritt war kostenlos, und so beschlossen wir auch mal vorbeizuschauen.
Wir kamen an einem regnerischen und kühlen Abend, und die Sauna war gut besucht. Wir zogen uns in den großen Umkleidecontainern um und duschten in den Duschcontainern. Die Duschen wollten einfach nicht warm werden, von daher hätten wir eigentlich auch einfach eine Weile draußen im Regen stehen können. Der Boden zwischen Duschen und Sauna hatte sich nach tausenden von nassen Füßen und viel Regen in einen Sumpf verwandelt, aber man konnte über Holzplanken hinübergelangen. Vor dem Eingang stand eine überdimensionierte Handtuchablage, die dennoch schon übervoll war, da die Sauna so beliebt war. Gerade als ich mein Handtuch dort verstaute, beschloss das Zeltdach der Ablage sich um eine große Pfütze Wasser zu erleichtern, direkt auf meinen Kopf. Nach den Duschen und barfuß durch den Regen stapfen war mir nun auch ordentlich kalt und ich hatte die Sauna richtig nötig.
Wir betraten das große Saunazelt – obwohl es dank Lichteffekte, Lärmpegel und einer Diskokugel an der Decke eher wie ein Nachtklub wirkte. Fünf aufsteigende Reihen von Bänken zogen sich an den Wänden entlang, die drei obersten Hintern an Hintern dicht besetzt. In der Mitte des Raumes befand sich ein riesiger Ofen und jemand goss fast am laufenden Band Wasser auf die heißen Steine. Trotzdem sangen Besucher von allen Bänken im Chor “mehr Dampf, mehr Dampf, wir brauchen mehr Dampf!”. Der Temperaturunterschied zwischen den unteren und oberen Bänken war sehr groß, nur die oberste Bank erreichte tatsächlich Saunatemperaturen. Ich fand das eigentlich ganz angenehm, da wir dadurch länger in der Sauna bleiben konnten ohne uns zwischendurch draußen im Matsch und Regen abkühlen zu müssen, aber der Deckel meckerte immernoch über kalte Füße als wir uns schon auf die dritte Bank hochgearbeitet hatten. Normalerweise bin natürlich ich diejenige mit kalten Füßen, während er schon kurzärmlig herumläuft. Die Kleiderordnung in der Sauna blieb jedem selbst überlassen: eine geringe Anzahl von Männern erschien im Adamskostüm, aber die meisten und außerdem alle Frauen die ich sehen konnten trugen Badekleidung. Einige hatten auch ihre Teekkarilakki auf, welche aussieht wie eine Matrosenmütze. Studenten erhalten diese an ihrem ersten Vappu an der Universität, und sie wird traditionell vor allem an diesem Tag getragen (genauso wie die ähnlich aussehende Ylioppilaslakki, welche alle Schüler zum Abitur erhalten).
In der Mitte der Sauna war eine große Freifläche. Ein paar Leute saßen neben dem Ofen am Boden und spielten ein Brettspiel (welches natürlich zu einem Trinkspiel umfunktioniert war). An einem Ende des Raumes stand ein Klavier, welches darauf wartete neues Talent zu entdecken. Obwohl hin und wieder jemand versuchte mit ein bis drei Fingern darauf herumzuklimpern hörte man dank des generellen Lärmpegels leider nichts davon. Ein paar Leute kickten einen Fußball herum. Ab und zu landete er in der Menschenmenge auf den Bänken oder wurde auf das arme Klavier geworfen. Auf der anderen Seite der Sauna befand sich eine Bühne, da die Sauna an einigen Tagen auch Musikprogramm bot. Insgesamt war es eine recht eklektische Mischung aus Aktivitäten für eine Sauna, und fühlte sich an wie eine große, gute (,feuchtfröhliche) Party.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Vapaateekkarit / Mikko Autio.
I didn’t had the pleasure to visit, so I have to ask you. How was it? As in general experience?
I thought it was really good. As described, more of a party than going to a sauna, but really nice atmosphere!